Nachdem wir vom Projektteam der ANW im September 2023 bereits den Waldjäger-Lehrgang von Frank C. Heute in Rottstock (Land Brandenburg) bei der Jagdschule „Jagwina“ besucht haben, folgte am 23.10.2024 nun ein Seminar zur effizienten Rehwildbejagung bei der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA). Wir wollten erfahren, wie in verschiedenen Weiterbildungsformaten das Thema effektive und effiziente Schalenwildbejagung im Wald aufgegriffen wird, wo die Interessens- und Defizitschwerpunkte bei den Teilnehmenden liegen und welche Schlussfolgerungen sich für eine zeitgemäße Jagdaus- und Weiterbildung ergeben.
Zum FVA - Seminar „Rehwildbejagung in Zeiten von Waldumbau und Klimawandel“ fanden sich 15 Teilnehmende mit sehr unterschiedlichem forstlichem und jagdlichem Hintergrund und Erfahrungsschatz in Freiburg ein. Nach der obligatorischen Vorstellungsrunde und Abfrage der Erwartungen für den Tag war der Vormittag mit drei einzelnen Modulen gefüllt. Die Grundlage bildeten die ökologischen Zusammenhänge in Wäldern kombiniert mit den Einflüssen von Klimawandel und verbeißendem Schalenwild. Im Anschluss folgten die Themenkomplexe „Jagdliche Zielsetzung und Evaluation der Zielerreichung“, sowie „Strategien für die praktische Jagdausübung“. Die Publikationen der FVA zu diesen Themen „Der Weg zur Zielvereinbarung zur Rehwildbejagung“ und „Praxis-Ratgeber Waldumbau und Jagd“ sind hilfreiche Instrumente, um den kommunikativen Prozess, der ein wichtiger Teil der Jagd ist, zu unterstützen.
Das Praxismodul am Nachmittag fand im Stadtwald Freiburg statt und war geprägt von „Hands on“ und „Best practice“ - Erfahrungsaustausch. Vom direkten Vergleich verschiedener Wärmebildgeräte, dem Ausprobieren unterschiedlicher Modelle von Zielstöcken, der Wahl des richtigen Baums für den Einsatz von Klettersitzen, die Evaluation der Standorte von jagdlichen Einrichtungen bis hin zur richtigen Jagdzeit in einem Kommunalwald mit hoher Besucherfrequenz wurden viele Aspekte der Jagdausübung thematisiert und auf sehr hohem Niveau von den Teilnehmenden diskutiert. Unabhängig vom Erfahrungsgrad bekam jeder und jede neue Impulse und Anregungen, die bisherige eigene Jagdpraxis zu hinterfragen. Insbesondere die anwesenden Jungjäger erhielten einen Schatz an jagdlichem Know-how, der sonst viel Zeit und Kosten in Form von Fehlkäufen untauglicher Ausrüstung bedeutet hätte.
Für uns ist an diesem Tag deutlich geworden, wie viel Spaß Wissensvermittlung und Erfahrungsaustausch in einer einladend kommunikativen Atmosphäre macht. In Zeiten von steigenden gesellschaftlichen Ansprüchen und sich ändernden jagdlichen Rahmenbedingungen ist Weiterbildung ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg.
Die FVA bietet zusammen mit dem Forstlichen Bildungszentrum Karlsruhe ein kompaktes und sehr hochwertiges Weiterbildungsformat zur Bejagung von Rehwild in Zeiten des Waldumbaus und des Klimawandels an. Für die Teilnehmenden mit forstlichem Hintergrund war bei den ökologischen Grundlagen wenig Neues dabei. Jagdpraktische Aspekte von der Schuhwahl beim Pirschen, über praxistaugliche Ausrüstung für die Jagd im Wald, bis hin zu effizienzsteigernden Abläufen in der direkten Jagdausübung haben allerdings bei allen Beteiligten zu teilweise immensem Erkenntnisgewinn geführt. Insbesondere das Einbringen unterschiedlichster Erfahrungen und Perspektiven auf eine offene, respektvolle Art und Weise war sehr erfreulich. Den Rahmen dafür bot die sehr gute Leitung durch Max Kröschel und Stefanie Thoma von der FVA sowie Revierleiter Klaus-Peter Echle.
Das hohe Maß an Zufriedenheit bei den Teilnehmenden in der Feedbackrunde bestätigte, dass das Team um Max Kröschel im Bereich Wissenstransfer und Kommunikation hervorragende Arbeit leistet. Bleibt die Frage: Wie schafft man es, die Erkenntnisse aus Wissenschaft und Praxis noch deutlich stärker in die Fläche zu bringen und jagdliche Ausbildung zeitgemäßer zu gestalten? Im Rahmen von WiWaldI versuchen wir eine Antwort zu finden. Seminare wie der Waldjäger-Lehrgang und das Format der FVA sind in jedem Fall wichtige zukunftsweisende Bausteine.